Ich konsumiere, also bin ich!

Es klingt wie eine Satire. Aber kann uns heute noch etwas überraschen? Pünktlich vor Ostern fand ich diese Meldung:

„Die kürzlich gegründete freikirchliche Gesellschaft zur Förderung des freien Konsumtentums hat in ihrer ersten – kostenpflichtigen – Pressekonferenz eine zeitgemäße Fassung der unglücklicher Weise mehr und mehr in Vergessenheit geratenden zehn Gebote vorgelegt. Eine Neufassung sei zur Überwindung der weltumspannenden Wirtschaftskrise und der daraus resultierenden wertebezogenen Orientierungslosigkeit dringend geboten, so Pressesprecher Wolf Rack. Für Änderungswünsche aller Art sei die Gesellschaft jederzeit offen, denn Wirtschaftswachstum sei von keiner Ideologie abhängig, sondern wertneutral. Hier die vorgeschlagene Fassung:

1. Ich bin Kon Sum, dein Gott.
1. a) Du sollst keine fremden Götter neben mir haben, vor allem keine, an die zu glauben allzu billig ist.
1. b) Du sollst dir kein Bildnis machen, sondern eines im regulären Einzelhandel erwerben.
2. Du sollst die Namen Gottes nicht missbrauchen. Respektiere das registrierte Warenzeichen Kon Sum®.
3. Gedenke, dass du den Sonntag heiligst. Mit etwas Aufwand findest du verkaufsoffene Sonntage auch in deiner Region.
4. Du sollst Vater und Mutter ehren. Durch sie habe ich das Wirtschaftswunder vollbracht.
5. Du sollst nicht morden, vor allem keine solventen Konsumenten.
6. Du sollst nicht ehebrechen, es sei denn um Konsumentennachwuchs zu zeugen.
7. Du sollst nicht stehlen, sondern bereit sein, für alles und jedes zu bezahlen.
8. Du sollst über deine Kaufgewohnheiten kein falsches Zeugnis geben.
9. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, sondern dir deine eigene Shopperin leisten.
10. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Sorge dafür, dass er stets deines begehrt und mithin zukunftsweisend investiert.

Die Gesellschaft geht aufgrund überzeugender wissenschaftlicher Beweise davon aus, dass heute nur noch das wert geschätzt wird, was auch etwas kostet. Deswegen ist das Lesen dieser zehn Gebote sowohl gemeinnützig als auch gebührenpflichtig. Eine Software zur Errechnung Ihrer individuellen Gebührenhöhe finden Sie hier.
Der Erlös kommt der Gesellschaft zur Förderung der Konsumtempel ( eine 100%ige Tochter der freikirchlichen Gesellschaft zur Förderung des freien Konsumtentums) zugute.
Die Gesellschaft bietet in Kürze auch meditativ-kreative Kurse zur Selbstfindung an: „Zeig mir Dein Konsumverhalten und ich sag Dir, wer Du bist.“

Da bleibt einem doch echt die Spucke weg. Ich brauche jetzt sofort was zu trinken Oder fällt Ihnen noch etwas dazu ein?

Herzlich

Saleem Matthias Riek

PS: gegen eine geringe Gebühr teile ich Ihnen selbstverständlich die Quelle diese Meldung mit…
… wenn Sie denken „Ich bin doch nicht blöd®“ schauen Sie mal hier hinein.

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Über Saleem Matthias Riek

Saleem Matthias Riek ist Heilpraktiker mit dem Schwerpunkt Paar- und Sexualtherapie, Tantralehrer, Diplom-Sozialpädagoge und lebt bei Freiburg im Breisgau. Saleem ist Autor mehrerer Bücher rund um Lust und Liebe, Tantra und Spiritualität. Bisher erschienen sind "Herzenslust" (auch als Hörbuch), "Leben, Lieben und Nicht Wissen", "Herzensfeuer", "Lustvoll Mann sein" und "Mysterien des Lebens". Weitere Bücher sind in Vorbereitung, u.a. eine Romantrilogie.
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2 Antworten zu Ich konsumiere, also bin ich!

  1. Thomas Noran'Dandras sagt:

    Köstlich, Danke. Mithin könnte es sein dass wir die subtile Anziehung die wir in allem spüren mit Geld auf eine materielle Basis gebracht haben um die Materie zu erfahren anzufassen und letztendlich damit auch wieder das subtile feinstoffliche spüren indem wir über die Absurdität dieser grobstofflichen Verbundenheit lachen. Ist doch klar oder? 😉

  2. Kasriel sagt:

    Hallo Saleem
    Mich wunder es nicht. Kinder sind schon lange keine Kinder mehr, sonder Kosumenten. Und der Mensch ist schon lange nicht Mensch sondern Kaufkraft.
    Sinkt meine Kaufkraft bin ich nicht mehr von Wirtschaftlichen Interesse.

    Der Mensch verkommt zur Nebensache und Verkommt zum Benutzbaren Wirtschaftsgut.heist es bei Militärs, nicht Krieg, sondern vernichtung von Weichzielen.

    Perverse Zeit, das schlimme ist , das die Menschen nicht Aufstehen Flagge zeigen.

    Der Mobb ist bequem und steht nur auf wenns Bier alle ist.
    Mich macht das Traurig und Entsetzt, dafür hab ich nicht so viele Jahre mich aktiv an Gesellschaft beteiligt.

    Grüße dich und die anderen.
    Der Kasriel
    Schon lange

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