Co-kreativ zusammensein: Offenheit und Sicherheit in Workshops und Festivals

Seminare werden oft als geschützter Raum angesehen, in dem es leichter fällt, sich zu öffnen. Was sorgt eigentlich für dieses Gefühl größerer Sicherheit? Ist es der Schutz davor, kritisiert oder abgewertet zu werden, wenn wir uns verletzlich zeigen? In Workshops findet Offenheit oft mehr Akzeptanz als nur eine Fassade zu zeigen. Warum gilt das nicht für die Gesellschaft insgesamt? Gibt es in Seminaren einen besonderen, achtsamen Verhaltenskodex, der außerhalb nicht gilt?

Kürzlich verließ eine Frau das Online-Forum der Schule des Seins, da sie sich unwohl damit fühlte nicht zu wissen, wer die anderen Mitglieder sind. Das wirft die Frage auf: Warum ist es wichtig, die anderen zu kennen, um sich sicher zu fühlen? Was genau macht einen geschützten Raum aus?

Die geschützte Seminar-Atmosphäre ist wertvoll, hat aber auch Nachteile, was die Übertragung der Erkenntnisse in den Alltag angeht. Wie verhalten wir uns zu Menschen, die wir nicht kennen? Was tun wir, wenn andere uns nicht so achtsam begegnen, wie wir es uns wünschen? Unachtsamkeit geschieht nicht nur mit Fremden und gerade vertraute Personen können uns besonders tief verletzen.

Ich finde, bei diesem Thema handelt es sich um ein wichtiges Lernfeld, sowohl für uns persönlich als auch für uns als Gesellschaft. Seit einigen Jahren gilt daher mein Interesse den Events, die zwischen geschützten Seminaren und gesellschaftlichem Alltag angesiedelt sind. Räume, die wir ohne professionelle Leitung gemeinschaftlich gestalten, fühlen sich vielleicht unsicherer an, dafür sind sie aber näher dran am „normalen Leben“. In der Schule des Seins haben wir einige Erfahrungen mit solchen Veranstaltungen gesammelt, z. B. bei Sommerfesten und Festivals, bei denen Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Angebot aktiv mitgestalten. Ein typisches Feedback lautet, dass Seminare tiefere Prozesse und Selbstreflexion ermöglichen, während Festivals mehr zur aktiven Gestaltung anregen. Letztere unterstützt mehr die Möglichkeit, für sich selbst und für die Gruppe Verantwortung zu übernehmen und sich als selbstwirksam zu erleben. Das erscheint mir nicht ganz unwichtig in Zeiten vielfältiger Krisen, die intensive Gefühle der Ohnmacht auslösen können.

Gemeinschaftliches Zusammensein können wir gut auch in privatem Rahmen erforschen. Viele Trainingsgruppen treffen sich nach dem offiziellen Trainingsende weiter und organisieren sich selbst. Sie schrumpfen zwar mit der Zeit, bleiben aber in der Regel unter sich. Wie wäre es, ohne die Erfahrung eines gemeinsamen Trainings mit Gleichgesinnten zusammen zu kommen? Könnte die Schule des Seins dabei behilflich sein?

Vor kurzem verbrachten meine Liebste und ich mit fünf weiteren Paaren ein privates sinnliches Abenteuer-Wochenende. Was wir miteinander erlebt haben, war weniger spektakulär, als vorab von manchen erwartet, aber es fühlte sich authentisch, organisch, nährend und beglückend an. Es tut einfach gut, anderen Paaren zu begegnen und sich auszutauschen und bringt neue Impulse ins (Liebes-)leben.

Das Wochenende war ein Testlauf für das Paar-Festival Liebe und Eros, das im März 2025 auf Gut Helmeringen stattfindet. Es richtet sich an Paare, die ein stabiles Fundament in ihrer Beziehung haben und zugleich neugierig genug sind, auf unterschiedlichen Ebenen neue Erfahrungen zu machen. Wäre das etwas für dich, für euch?

Was sind deine Erfahrungen mit selbstorganisierten oder semiprofessionellen Events rund um die Themen Liebe, Eros und Bewusstsein? Was hat sich als hilfreich erwiesen, was sind typische Hindernisse? Was würdest du dir im Rahmen der Schule des Seins wünschen?

Deine Mitgestaltung kann bereits damit beginnen, uns Rückmeldung zu geben, gleich unten als Kommentar oder als E-Mail.

Herzliche Grüße

Saleem

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Sollten wir auf Bewertungen verzichten?

Ihr Lieben,
wenn es ein Marketing-Trick wäre, so könnte ich sagen: Er funktioniert. Noch nie war mein Osterkurs schon Mitte Januar ausgebucht. Die Ankündigung, dass ich nur noch wenige Seminare anbiete, ist allerdings kein Trick. Im Gegenteil, wenn ich mitkriege, wie enttäuscht manche sind, dass der Workshop ausgebucht ist, tut mir das echt leid und ich denke darüber nach, ob ich nicht vielleicht doch …

Gehe ruhig mal woanders hin

Aber ich bleibe dabei und arbeite an der Fertigstellung des Buches zum gleichen Thema: Sex, Herz und Bindung. Gleichzeitig unterstütze ich mehr und mehr andere dabei, die Essentials der Schule des Seins Weiterlesen

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Wenn der Sex nicht ist, wie er scheint

Der folgende Text ist eine kleine Kostprobe aus meinem neuen Roman Liebe, Sex und Wahrheit. Manchmal liegen Höhen und Tiefen nahe beieinander, aber willst du das wissen?

Das 2. Kapitel beginnt in der Perspektive von Alex

Eine der berühmtesten Szenen der Filmgeschichte: widerlegt! Nie und nimmer ist eine Frau in der Lage, so einen Orgasmus vorzuspielen! Auch Sally nicht, niemals. Alex fühlt sich so durchgefegt, als hätte er diesen Megaorgasmus selbst erlebt. Seine Zellen tanzen vergnügt wie Birkenblätter im lauen Sommerwind. Er selbst ist nicht gekommen, er bemerkt es wie nebenbei und es ist erstaunlich. Sie hat ihn mitgenommen, ihre Ekstase ist seine Ekstase, was will man mehr.

Schwer liegt ihr nackter, schweißnasser Körper auf seinem, pulsiert und zuckt noch immer unruhig hin und her. Alex schiebt seinen Kopf zur Seite Weiterlesen

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Vom Abenteuer, einen Roman zu veröffentlichen

Kürzlich ist mein zweiter Roman Liebe, Sex und Wahrheit erschienen, endlich. Er hätte viel früher rauskommen sollen, immerhin knüpft er an meinen ersten Roman an. Nicht zuletzt Ärger mit dem Verlag (Kampenwand), der mir mit unwiderstehlichen Versprechungen Die gefährliche Unausweichlichkeit der Liebe abgekauft hatte und mich dann komplett hängen ließ, sorgte für Verzögerung. Auch die sehr unterschiedliche Resonanz hat mich verunsichert und gebremst. Es gab kaum eine Aussage, von der ich nicht auch ihr genaues Gegenteil zu hören bekam. Das kenne ich aus meiner Tätigkeit als Seminarleiter nicht. Ich hatte also einiges zu verarbeiten, wovon ich manches hier transparent machen möchte.

Meine Verletzlichkeit als Autor

Ich habe es geahnt und doch hat mich überrascht, wie verletzlich Weiterlesen

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Persönliche Kompetenzen weiterreichen

Die Übernahme eines Seminarinstitutes – wie geht das?

Sind Seminare, wie wir sie im Rahmen der Schule des Seins anbieten, von der Persönlichkeit des Leiters oder der Leiterin abhängig oder können die entsprechenden Kompetenzen auch weitergegeben werden? Dieses Thema beschäftigt mich schon einige Zeit. Seit Jahren ist mir klar, dass ich meine Seminararbeit deutlich reduzieren werde, und das wird jetzt Realität.

Obwohl ich seit Jahrzehnten Gruppenleiterinnen und -leiter ausbilde und einige von ihnen ihre Kurse im Rahmen der Schule des Seins anbieten, bietet sich für eine Nachfolge niemand direkt an. Das liegt u.a. daran, dass mein Fokus nicht darauf lag, andere zu befähigen, meine Arbeit zu übernehmen, sondern mit Unterstützung und Ermutigung – auf der Basis bestimmter Grundprinzipien – ihren eigenen Stil zu entwickeln. Auch ging es mir nicht darum, ein möglichst großes Seminarinstitut zu erschaffen, was mich mehr an administrative und Führungsaufgaben gebunden hätte, als mir lieb war.

Aktuelles Titelthema in Wirtschaft im Südwesten– wir sind nicht allein mit diese Thematik

Die Community

Was sich allerdings in den letzten 30 Jahren informell entwickelt hat, ist eine Community von Menschen, die eine besondere Kultur Weiterlesen

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Erfüllende Beziehungen

Taufrisch als Taschenbuch erschienen und in Kürze auch als E-Book: Die Videoreihe „Erfüllende Beziehungen – Wegweiser und Hindernisse“. Hier das Vorwort zur Printausgabe:

Erfüllende Beziehungen, wer würde da widerstehen können? Und doch scheint es manchmal eine unerreichbare Traumvorstellung zu sein, dass wir unsere Beziehungen in der Tiefe genießen, dass wir sie bewusst gestalten können und sie als erfüllend erleben.

Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass wir alle eine Zeit durchlebt haben, in der wir uns unsere Beziehungen nicht aussuchen konnten. Wir mussten nehmen, was wir hatten, wir konnten uns keine andere Mama oder einen anderen Papa backen, keine andere Oma, keine anderen Geschwister (oder überhaupt welche) und noch nicht einmal andere Nachbarinnen, andere Lehrer oder andere Mitschülerinnen. Wir haben gelernt, uns an die Personen anzupassen, die nun mal da waren.

Diese frühen Erfahrungen haben unser Selbstbild, unser Menschenbild und unser Weltbild geprägt, wir kannten ja keine andere Welt. Und doch wohnt in vielen von uns die Sehnsucht, dass es anders sein möge, vor allem wenn wir vernachlässigt, manipuliert oder verletzt wurden. Und wer wurde das nicht?

Es ist erstaunlich, wie überlebensfähig unsere Sehnsucht danach ist, wirklich geliebt Weiterlesen

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Tantra goes KI 🥸

In jeder Berührung, jedem Kuss
verbirgt sich Sexualität
die Leidenschaft, die uns erfüllt
und uns das Herz erwärmt.

Sie ist in aller Munde, die Medien berichten auf allen Kanälen und manch einer hat sie schon ausprobiert: Die KI von ChatGPT scheint ein Vorbote, was im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz demnächst auf uns zukommt, vielleicht nur vergleichbar mit der Erfindung von Smartphones oder gar der Einführung des Internets. Die Resonanz reicht von euphorischen über pragmatische bis zu warnenden Stimmen. Sicher ist wohl nur, dass die Entwicklung in ihren Konsequenzen kaum absehbar ist.

Ist das auch ein Thema für mich? Für dich? Welche Konsequenzen könnte die Entwicklung für meine Arbeit haben? Seit einiger Zeit bin ich unterwegs mir der Frage: Wie geht es weiter mit der Schule des Seins? Ich freue mich über neue Projekte und Initiativen, die gerade entstehen, aber es gibt noch viel Luft nach oben. Was tun? Einfach laufen lassen oder …

Wie wäre es mit künstlicher Intelligenz 🤖?

Mit ihr eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten, die manche von euch erschrecken, andere vielleicht begeistern mag. Kürzlich berichtete mir ein Freund von den ungeahnten Potenzialen künstlicher Intelligenz, die solle ich unbedingt mal austesten. Okay, das Thema ist also dran. Ob es wohl Spaß machen könnte, mich damit zu beschäftigen?

Ich meldete mich an und begann gleich mit der Frage an die KI: Was ist Tantra?
Ihre prompte Antwort: Weiterlesen

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Wege aus der Männlichkeitsfalle

Sind es vor allem Männer, die das Leben der Menschheit auf dem wunderbaren Planeten Erde gefährden? Und wenn ja, welche Konsequenzen ergeben sich daraus? Sind die Männer – und mittelbar unser Überleben als menschliche Spezies – noch zu retten?
Es sieht nicht gut aus.

Zugegeben, es ist etwas plump, die massiven Probleme, mit denen wir es heute zu tun haben – von A wie Artensterben bis Z wie Zerstörung unserer Lebensgrundlagen – allein der Geschlechtszugehörigkeit der Reichen und Mächtigen dieser Welt zuzuschreiben. Und doch ist etwas dran an der These, dass sich oft insbesondere Männer so weit von sich selbst und unseren natürlichen Lebensgrundlagen entfremdet haben, dass sie die Welt an den Abgrund führen – und vielleicht bald Weiterlesen

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Die Geschichte vom Spüren und es einander recht machen

„Ich spüre ihn nicht“, klagt die Frau.
„Ich kann es ihr nicht recht machen!“, seufzt der Mann.

Manchmal finde ich es erstaunlich, wie oft ich diese Klassiker gendertypischer Kommunikation zu hören bekomme. Ich würde sie gerne lustig finden, wenn ich nicht zugleich mitfühlen würde, wieviel Schmerz mit ihnen verbunden ist.

Was wäre eine gute Alternative? Dazu muss ich ein wenig ausholen.

Wenn eine Frau einen Mann nicht spürt, kann es daran liegen, dass er ihr so fremd ist, dass sie sich kaum in ihn einfühlen kann. Häufig ist es aber so, dass sich Männer tatsächlich wenig fühlen. Es wurde ja vielen von uns abtrainiert. Es ihm vorzuwerfen, hilft dann nicht weiter. Aussichtsreicher wäre es, wenn sie ihre Bedürfnisse so artikuliert, dass er eine Chance hat, darauf einzugehen, auch ohne sich selbst klar zu spüren. Beispielsweise so: „Ich möchte mich an dich kuscheln und dabei manchmal einfach nur da liegen und deinen Körper spüren. Dann wieder möchte ich mich bewegen und dass du auf meine Bewegungsimpulse antwortest, mit deinen Bewegungsimpulsen. Und später sprechen wir darüber, wie das für uns war. Okay?“

Einen solchen Wunsch zu formulieren, würde für die Frau allerdings bedeuten, dass sie mehr Verantwortung übernimmt, was durchaus mit inneren Widerständen verbunden sein kann und deswegen vielleicht nicht besonders attraktiv klingt.

Wenn ein Mann den Eindruck hat, es ihr nicht recht machen zu können, Weiterlesen

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Erfahrungen in Workshops und das „echte Leben“

Leben wir in einer Blase?

Manchmal habe ich in der Abschlussrunde eines meiner Seminare gesagt: Da draußen, das ist kein anderes Leben als das hier im Gruppenraum. Da draußen, das ist der „große Workshop“. Damit meinte ich, dass was wir im Workshop lernen, im vermeintlich „echten Leben“ durchaus seine Bedeutung und Relevanz hat. Das sehe ich immer noch so, vor allem in Bezug auf unser persönliches Leben im Alltag.
Doch im Abschlusskreis des Osterworkshops äußerte ich zum ersten Mal Zweifel an meiner These. Es wird immer deutlicher, dass es „draußen“ Situationen gibt, auf die unsere Antworten aus dem Seminarraum nicht passen. Dazu gehören Formen von Gewalt, die in unserem geschützten Rahmen einfach nicht vorkommen. Wir leben in vielerlei Hinsicht in einer Blase.
Ich meine das durchaus nicht abwertend, aber ich finde, das verdient Würdigung, es ist ein Privileg. Wenn wir uns das nicht eingestehen, kann unsere Weltsicht für andere schnell zynisch klingen, z.B. für die Menschen, die gerade in der Ukraine mit Leib und Leben auf brutalste Weise bedroht sind.

Auf meinen letzten Blogeintrag zum Thema „Krieg und Frieden“ habe ich viel Resonanz bekommen Weiterlesen

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