Gemeinschaftsprojekte boomen einerseits schon seit einiger Zeit. Nach vielen Sommerfesten an einem Wochenende steigt nun unser erstes großes Sommerfestival auf Gut Helmeringen. Wir freuen uns schon riesig und es sind schon viele spannende Events in Vorbereitung. Es ist nicht zuletzt auch ein Experiment zum Thema Gemeinschaft.
Viele Menschen suchen nach neuen, erfüllenderen Formen des Zusammenlebens, auch über die Bindung in Partnerschaft und Familie hinaus. Allerdings kennen die meisten von uns auch Menschen, die frustriert aus solchen Projekten wieder ausgestiegen sind. Hier gibt es also einiges zu lernen und zu erforschen, und das Festival ist dafür eine wunderbare Möglichkeit.
Warum ist es eigentlich so schwer, die Sehnsucht nach echter Verbundenheit und Gemeinschaft konkret zu verwirklichen?
Ich sehe – neben manchen anderen – zwei Haupt-Hindernisse:
1. Die Erwartung, in einer Gemeinschaft nachholen zu können, was wir in der Kindheit entbehren mussten: Sicherheit, Versorgtsein, Angenommensein, Liebe und Sinnlichkeit in Hülle und Fülle und vieles andere. Die Sehnsucht danach ist nicht das Problem, sie kann sogar ein wichtiger Wegweiser sein und wir können lernen, für unsere Bedürfnisse zu sorgen. Nur wenn sie uns unbewusst leitet, dann schleicht sich gerne die Erwartung ein, wir könnten aus der Gemeinschaft mehr rausholen als wir reingeben. Die Rechnung geht aber leider nicht auf…
2. Wir beherzigen noch nicht die Erkenntnis, dass alles, was wir aussenden und damit geben, früher oder später wieder bei uns selbst ankommt, oft sogar viel schneller als wir denken. Es gibt interessante hirnphysiologische Forschungsergebnisse: Gefühle und Gedanken, die wir anderen gegenüber hegen, werden von einem Teil unseres Gehirn so interpretiert, als gälten sie uns selbst. Wenn wir also jemanden ablehnen, liebevoll annehmen oder begehren, dann fühlen wir uns gewissermaßen auch selbst abgelehnt, angenommen oder begehrt.
Das Schöne an Gemeinschaft (und die beginnt ja schon, wenn zwei Menschen zusammen kommen!) ist, dass wir beides lernen können:
– unsere kindliche Sehnsucht in unsere erwachsene Verantwortung integrieren und
– im Spiegel unserer Mitmenschen unser Selbst-bewusstsein entwickeln, das Gewahrsein für unsere Gedanken, Gefühle und Taten und deren Wirkung.
Um beides geht es auch und wesentlich im geschützten Rahmen der Seminare und Trainings in der Schule des Seins. Wir können dies auch als die Entwicklung unserer Liebesfähigkeit begreifen. Das Festival bietet demgegenüber etwas weniger Schutz und Orientierung, dafür aber noch mehr Möglichkeiten, deine ganz eigene Entdeckungsreise zu unternehmen und damit deinen Teil für ein lust- und liebevolles Gemeinschaftsleben beizutragen.
Immer wieder bekomme ich zu hören, wie sehr sich manche von meinen Texten und Büchern inspiriert fühlen, was mich natürlich sehr freut. Bei einem meiner nächsten Projekte, einem Buch zum Thema Männersexualität, das ich zusammen mit Rainer Salm schreibe, kannst du dich – wenn du ein Mann bist – selbst mit einbringen: indem du an der kurzen, aber knackigen Online-Umfrage teilnimmst.
Herzliche Grüße und einen wunderbaren Sommer!
Saleem