Tantra goes Belletristik

Die gefährliche Unausweichlichkeit der Liebe

Fast zehn Jahre ist es her, dass ich den Entschluss gefasst und damit begonnen habe, einen Roman zu schreiben. Warum? Weil ich vieles von dem, was ich in meinem Leben und insbesondere im Umfeld psychologischer, körpertherapeutischer, tantrischer und sexpositiver Räume und Seminare erlebt habe, in keinem Roman wiederfand. Wenn Tantra überhaupt darin vorkam, dann in parodistischer bis zynischer Verzerrung oder kitschiger Überhöhung.

Die gefährliche Unausweichlicheit der Liebe – Romandebüt von Saleem Matthias Riek

Ähnlich ging es mir mit den Themen Liebe, Intimität und Sexualität. Hier kann ich natürlich nicht behaupten, dass diese Themen in der Belletristik nicht vorkämen, ganz im Gegenteil. Aber was darin explizit wie implizit über Lust und Liebe von Frauen und Männern ausgesagt wird, hat mich nicht befriedigt: zu viele unhinterfragte Klischees (attraktiver, aber verkorkster Millionär trifft auf erotische Unschuld …), zu wenig Differenzierung bei den Sehnsüchten, der fulminante Orgasmus als Ziel jeder sexuellen Interaktion und Heteronormativität bis zum Abwinken. Unkonventionelle Beziehungsformen? Polyamorie? Sexpositive Räume? Spiritueller Sex? Fehlanzeige. Es gibt in Deutschland eine unglaublich reiche und vielfältige Szene, die leider in der Belletristik bislang kaum ihren Niederschlag findet – abgesehen von Nischenprodukten in Kleinverlagen für klar definierte deviante Zielgruppen.

Mein Ruin als Tantralehrer?

Um Werbung für Tantra oder Nachfrage für meine Seminare ging es mir mit diesem Projekt nicht, dafür haben meine Sachbücher bereits gute Dienste geleistet. Eine solche Erwartung wäre auch riskant, denn die Tantraszene ist – auch wenn es manche gerne anders hätten oder darstellen – keine heile Welt. Ich müsste sie dafür literarisch in rosa Soße tunken. Nein danke.

Meine Figuren sind auch keine „typischen“ Seminarteilnehmer. Wer oder was sollte das auch sein? Durch eine Typisierung würden sie zu blutleeren Abstraktionen, zu langweiligen Sprachrohren tantrischer Philosophie.
Vielleicht habe ich das Projekt so lange schleifen lassen, damit ich meine Karriere als Tantralehrer nicht frühzeitig durch einen Roman ruiniere. Wenn Saleems Protagonisten mitunter genauso grandios scheitern wie wir alle, was lernt man dann in seinen Seminaren?

Wenn Figuren ihren Urheber überraschen

Ein Roman ist – was die Herangehensweise an das Schreiben angeht – so ziemlich das Gegenteil des Sachbuches. Mit dem Buch „Herzensfeuer – eine Liebeserklärung an die Paradoxien des Lebens“ war ich an die Grenzen eines Sachbuches gekommen. Die Widersprüchlichkeit der menschlichen Existenz lässt sich abstrakt niemals so zusammenfassen, wie sie sich im individuellen Leben ereignet. Das ließ mich in ein neues Genre aufbrechen. Jeder einzelne Mensch ist anders, ist widersprüchlich. Vielleicht ist das sogar das Wichtigste, was man als Romanautor zu lernen hat: Die Figuren werden erst lebendig, wenn sie sich aus der Konzeption ihres Schöpfers befreien, unberechenbar werden und selbst ihren Autor überraschen. Das bringt zwar beim Schreiben eine Menge Probleme mit sich, aber mal ehrlich: Wer will einen Roman lesen, in dem alles nach Plan läuft und in dem es keine Konflikte gibt? In dem die Protagonisten tantrischen Sex wie aus dem Lehrbuch zelebrieren und ihr Inneres Kind längst soweit geheilt haben, dass sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage … No way! Selbst im Märchen wäre das nur das Happy End.

Die gefährliche Unausweichlichkeit der Liebe – Backcover

Nun ist es also soweit, Band 1 ist fertig (genau, es wird mindestens noch einen weiteren Band geben, der auch kurz vor der Fertigstellung steht). Oben seht ihr Cover mit Titel und das Backcover. Nun bin ich gespannt, welche Resonanz das Werk finden wird. Die Tatsache, dass kein von mir gefragter Verlag mein Werk veröffentlichen wollte, hilft mir bei meinem Erwartungsmanagement. Ich war der Meinung, dass ein Roman wie dieser, der mit Geschlechter-Klischees spielt, anstatt sie zu verfestigen, ein gewisses Publikum verdient hat. Aber wer weiß, vielleicht finden ja nur meine Testleser*innen, meine Liebste und ich selbst das Werk humorvoll, tiefsinnig und lesenswert. Vielleicht werdet ihr alle, die das Buch trotz dieser Warnung lesen, maßlos enttäuscht.

Ich tue nur manchmal so

Wenn ich solchen trüben Gedanken nachhänge, erinnere ich mich gerne an folgende Empfehlung, der ich mal in einem Schreibratgeber begegnet bin: Wenn du dich nicht für das schämst, was du geschrieben hast, wenn du dich nicht verletzlich fühlst, wenn es auf den Markt kommt, dann hast du es bereits verbockt, denn dann hast du zu wenig gewagt. Nun, diese Prüfung scheine ich bestanden zu haben, denn ich fühle mich alles andere als cool. Ich tue nur manchmal so. Und das haben meine Protagonisten dann wohl auch von mir …

Herzliche Grüße

Saleem

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Saleem Matthias Riek: Die gefährliche Unausweichlichkeit der Liebe Roman
Taschenbuch 340 Seiten * € 12,90 * Kampenwand Verlag * ISBN 978-3-969-663776
E-Book: € 4,99 * ISBN 978-3969696439
Verkaufsstart: 19. November 2020 *
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Über Saleem Matthias Riek

Saleem Matthias Riek ist Heilpraktiker mit dem Schwerpunkt Paar- und Sexualtherapie, Tantralehrer, Diplom-Sozialpädagoge und lebt bei Freiburg im Breisgau. Saleem ist Autor mehrerer Bücher rund um Lust und Liebe, Tantra und Spiritualität. Bisher erschienen sind "Herzenslust" (auch als Hörbuch), "Leben, Lieben und Nicht Wissen", "Herzensfeuer", "Lustvoll Mann sein" und "Mysterien des Lebens". Weitere Bücher sind in Vorbereitung, u.a. eine Romantrilogie.
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5 Antworten zu Tantra goes Belletristik

  1. Sabine sagt:

    Lieber Saleem,
    das Buch-Cover ist jedenfalls schon mal sehr sehr hübsch geworden! Ich freue ich auf´s Lesen und bin sehr gespannt 🙂
    Liebe Grüße
    Sabine

  2. Lieber Saleem,

    Was für eine schöne Initiative! Als schwuler Tantra Mann bin ich auch sehr neugierig wie der oben genanntre Satz über die ‚Heteronormativität bis Zum Abwinken‘ seinen Niederschlag im Roman findet. Wäre so schön, wenn Du für den Roman den gesamten Raum der Unausweichlichkeit der Liebe gebrauchen würdest.

    Herzliche Grüsse, Conrad

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