Flirten als Volkssport

Sind Männer und Frauen noch zu retten?

Wer die einschlägigen Hashtag-Debatten zu diesem Thema verfolgt, braucht starke Nerven, um an dieser Frage nicht zu verzweifeln. „Es muss endlich Schluss sein mit Sexismus, sexueller Gewalt und Belästigung!“, rufen die einen, „Rettet die Erotik und den Sex“, halten andere dagegen. Unsere Hoffnungen und Ängste, unser Begehren und unsere Schutzbedürfnisse und unser höchst vielschichtiges Erleben droht zwischen Parolen unter die Räder zu kommen.

Was muss geschehen, damit wir wahrhaft flirten lernen (und das auch noch in Deutschland)? Wie entwickeln wir eine Ars Erotica, die nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung unserer Lebendigkeit wahrgenommen wird? Wie können Fehltritte und Missverständnisse – die in jeder Kommunikation vorkommen – von vorsätzlicher oder struktureller Diskriminierung unterschieden werden?

Die akute Phase der #metoo-Kontroverse ist vorbei, aber die Themen sind nicht vom Tisch und offensichtlich gewordene Probleme ungelöst. Es besteht noch nicht einmal Einigkeit, ob der öffentliche Diskurs uns einem besseren Verständnis zwischen den Geschlechtern näherbringt oder nicht. Was kommt da noch auf uns zu? Wie sieht die Zukunft von Mann und Frau aus?

 

Die Debatte hat viele Facetten. Eine davon ist die höchst umstrittene Frage, ob ein Flirt immer eindeutig von sexueller Belästigung unterschieden werden kann.

  • Auf der einen Seite ist von Rape Culture die Rede, von einem alle Lebensbereiche durchdringenden, Frauen herabsetzenden Sexismus, der nicht zuletzt durch permanente Bedrohung von Frauen durch männliche Übergriffe gekennzeichnet ist und auch in scheinbar harmlosen Komplimenten oder Witzen zum Ausdruck kommt.
  • Die andere Seite sieht in dieser Sichtweise eine maßlose Übertreibung, eine inflationäre Ausdehnung des Begriffs Sexismus und eine Verharmlosung tatsächlicher sexueller Diskriminierung und Gewalt. Sie befürchtet eine triste Ent-Erotisierung des Alltags, wenn jeder männliche Annäherungsversuch unter Generalverdacht und jeder misslungene unter Anklage gestellt wird.

Zwischen diesen beiden Positionen gibt es viele mehr und weniger gemäßigte Ansichten, die in der emotional aufgeheizten Atmosphäre meist untergehen. Dann gibt es nur noch schwarz oder weiß:

  • „Jedes Pfeifen, jedes „Na Süße?“, jedes „geiler Arsch“ ist den meisten Frauen unangenehm, belästigt sie und macht sie wütend. Es kann natürlich noch schlimmer werden, wenn das Verhalten über Worte hinausgeht. Die #metoo-Debatte hat das Ausmaß der Belästigung verdeutlicht …“ *1
  • „Dabei geht es diesen bevormundenden Feministinnen gar nicht mehr um mittlere oder schwere Straftaten, sondern um Verstöße gegen ihre maternalistische Moral. Sie schaffen Bagatelldelikte, die dann in der Öffentlichkeit massenhaft skandalisiert werden können (shitty-men-list).“ *2

Unter dem Hashtag #menaretrash („Männer sind Müll“) zündete im Sommer 2018 eine weitere Stufe der Eskalation. Die verbreitete Polarisierung macht es schwer, die Frage näher zu untersuchen, was – wenn überhaupt – Flirt und sexuelle Belästigung miteinander zu tun haben. Die fehlende Differenzierung sorgt dafür, dass die Diskussion fruchtlos erscheint und den Charakter eines Glaubenskrieges bekommt.

Die Umfrage

Um uns davon nicht entmutigen zu lassen, uns dieser Frage differenzierter zu nähern und Auskunft über die verschiedenen Perspektiven zu bekommen, haben wir, Eilert Bartels und ich, eine Online-Umfrage durchgeführt, die hohe Resonanz bekam. Hier einige Kostproben:

  • Danke, dass Ihr Euch diesem Thema widmet. Ich fühle mich durch Eure Fragen und Diskussionen sehr inspiriert. Eure Fähigkeit, differenziert zu formulieren, hilft mir, auch klarer zu werden.
  • Es geht doch nicht um Flirt oder Belästigung!!!!!!! Es geht darum, dass jede dritte Frau „richtige“ sexuelle Gewalt (sexueller Missbrauch, Vergewaltigung etc.) in ihrem Leben erlebt hat (Statistik des Bundeskriminalamtes).
  • Ich glaube JEDER Mann spürt genau, ob er eine Frau belästigt oder mit ihr flirtet. So manche überschreiten die Grenze zur Belästigung bewusst, weil es ihnen einen Kick gibt.
  • Es ist ein elendes Thema. Wir brauchen die Aggressionskraft der Männer, die uns erobern wollen, sonst geht ja bald gar nichts mehr.
  • Die #metoo Debatte finde ich super, sie ist für mich aber vor allem auf den beruflichen Bereich anwendbar, wo eine Person (both gender) eine andere wegen ungleicher Machtverhältnisse sexuell unter Druck setzt (auch wenn es nur verbal ist). Im privaten Bereich geht es eigentlich nur darum, dass ein „Nein“ akzeptiert wird.
  • Ich habe die Befürchtung, dass dieser Diskurs zu einer neuen Lustfeindlichkeit führt. Ich wünsche mir eine erotische Kultur, in der wir uns gleich-würdig auf Augenhöhe begegnen und klar miteinander kommunizieren. Nein heißt nein. Und ja heißt ja! Und vielleicht heißt schaumermal. 🙂
  • Erwachsene Menschen sollten wissen was sie wollen; zu einem klaren NEIN fähig sein. Als Mann fühle ich mich immer mehr einem Vergewaltiger gleichgestellt, obwohl ich in meinem 58 jährigen Leben noch nie ein eindeutiges Nein missachtet habe … und das auch nie für mich in Frage käme.
  • Es wäre schade, wenn es auf ein so spannendes, vielschichtiges und schillerndes Lebensthema wie zwischenmenschliche Beziehungen abschließende Antworten gäbe.

Hier die vollständigen Ergebnisse.

Nur eine klare Minderheit – mehr Frauen als Männer – sind der Meinung, dass sexuelle Belästigung immer klar von einem Flirt zu unterscheiden ist. Ist damit bereits bewiesen, dass es sich bei Belästigung überwiegend um missglückte Flirtversuche handelt? Oder haben wir es eher mit Ignoranz oder Schutzbehauptungen von Sexisten zu tun, um Frauen weiter unbehelligt belästigen zu können („War doch nur ein Scherz!“)?

 

Was ist Belästigung?

Hier wäre eine klare Definition des Begriffes „Belästigung“ hilfreich. Befragen wir den Duden und Wikipedia:

  • Der Duden liefert als Synonyme für Belästigung: „Annäherungsversuche, Aufdringlichkeit, Zudringlichkeit; (salopp) Anmache“.
    Sexuelle Belästigung wäre demnach zunächst nicht mehr als ein sexueller Annäherungsversuch, der als aufdringlich wahrgenommen wird.
  • Wikipedia wird deutlicher: „Sexuelle Belästigung ist ein Straftatbestand und unter anderem ein Mittel zur Machtausübung, bei dem Machtgefälle bzw. Abhängigkeitsverhältnisse einseitig sexualisiert und damit aufrechterhalten werden. Inhaltlich handelt es sich bei sexueller Belästigung um konkretes, sexuell bestimmtes Verhalten, das unerwünscht ist und durch das sich eine Person unwohl und in ihrer Würde verletzt fühlt.“

Bereits diese zugegeben sehr oberflächliche Internetrecherche weist auf ein entscheidendes, semantisches Problem hin: Der gleiche Begriff wird nicht immer identisch verstanden. Was für eine Person einen missglückten Annäherungsversuch darstellt, ist für eine andere bereits eine sexualisierte Form der Machtausübung. Dazu kommt die brisante Frage: Ab wann handelt es sich überhaupt um sexuelle Belästigung? Dazu haben wir in der Umfrage die Zustimmungswerte zu folgenden Thesen ermittelt:

  • Die 1. These „Sexuelle Belästigung liegt bereits vor, wenn auch nur eine Person sich belästigt fühlt“ findet 46,8 % Zustimmung (55,6 % der Frauen und 34,5 % der Männer).
  • Der 2. These „Sexuelle Belästigung beginnt erst dann, wenn ein eindeutiges Nein nicht respektiert wird“ stimmten 38,1 % zu (32,1 % der Frauen, 45,7 % der Männer).

Die Meinungen liegen weit auseinander, mit signifikanten Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Für Dr. Heike Schambortski, Präventionsexpertin der BGW ist die Sache jedoch klar:

  • „Egal, was das Gegenüber sagt: Wer sich verletzt fühlt, hat Recht. Und was eine Verletzung ist, bestimmt die verletzte Person, nicht die verletzende.“

Nach dieser Definition erhielte das Opfer eines Übergriffes die volle Definitionsmacht über das Geschehen, auf die Perspektive und Absicht des Täters kommt es gar nicht mehr an. Doch bringt uns eine einseitige Definitionsmacht weiter? Provoziert sie nicht automatisch Widerstand? Ich halte eine genauere Differenzierung für sinnvoller, die z.B. so aussehen könnte:

  • Wenn jemand sich sexuell belästigt fühlt, ist dieses Gefühl eine Tatsache, die es anzuerkennen gilt und die nicht wegargumentiert werden kann.
    Das subjektive Gefühl der Belästigung auf Seiten des Opfers lässt jedoch keinen eindeutigen Schluss zu, welche Absicht der Täter in dieser Interaktion verfolgt hat: War es ein missglückter Versuch der Kontaktaufnahme oder absichtliche Erniedrigung?
    Solange die Absicht des Täters nicht geklärt ist, kann das ganze Geschehen nicht hinreichend beurteilt werden.

Wir könnten es uns leicht machen und den Täter nach seiner Absicht befragen, aber wir halten Täter selten für glaubwürdig. Dazu kommt, dass er sich womöglich selbst über seine Absicht täuscht, weil er sich z.B. der strukturellen Gewalt nicht bewusst ist, die in einem Kompliment zum Ausdruck kommen kann. Das Opfer genießt größere Glaubwürdigkeit, zumindest was sein subjektives Gefühl angeht. Doch auch Opfer können durch eigene Glaubenssätze in der Wahrnehmung eingeschränkt sein. Wenn eine Frau „Männer wollen doch immer nur das Eine“ glaubt, wird sie ein Kompliment anders aufnehmen als wenn sie Männer für komplexe, facettenreiche Wesen hält.

 

Eine Freiheit, lästig zu sein?

These 3 unserer Umfrage lautete:

  • „Die Freiheit zu flirten beinhaltet das Risiko, jemanden mit einem Annäherungsversuch zu belästigen.“ Diesem Satz stimmten 68,4 % zu (58,0 % der Frauen, 84,5 % der Männer).

Die hohe Zustimmung ist erstaunlich, ähnelt der Satz doch der These, dass erotische Freiheit auch die Freiheit zur Belästigung mit sich bringe. Catherine Deneuve und weitere 100 Frauen brachten mit ihrer Kritik an #metoo und nicht zuletzt mit dieser These (in einem Gastbeitrag in der französischen Zeitung „Liberacion“) die Stimmung zum Kochen. Sie wurde – trotz einigem Zuspruch – medial gekreuzigt:

  • „Was die 100 Frauen komplett ignorieren, ist, dass es bei Kampagnen wie #metoo eben nicht um Sexualität, also um Anmache, Flirt oder Galanterie geht, sondern schlicht um Macht und den Missbrauch dieser Macht.“ *3
  • „Die Unterzeichner dieses Gastbeitrags vermischen vorsätzlich ein Verhältnis der Verführung, das auf Respekt und Lust basiert, mit Gewalt.“ *4
  • „Was Catherine Deneuve und die anderen der Welt zu sagen haben, offenbart, dass ihre verinnerlichte Frauenfeindlichkeit ihren Verstand unwiederbringlich zerstört hat.“ *5

Besonders der folgende Satz wurde ihr vorgeworfen: „Der Philosoph Ruwen Ogien verteidigte die Freiheit, lästig zu sein, als unverzichtbar für die künstlerische Kreativität. Ebenso verteidigen wir eine Freiheit, lästig zu sein, als unverzichtbar für die sexuelle Freiheit.“

An dieser These scheiden sich offensichtlich die Geister. Wohl nicht, weil es so ungeheuerlich wäre, dass ein Anmachversuch schiefgehen und als lästig empfunden werden kann, darauf könnte man sich wohl noch einigen. Wohl eher geht es um die Frage, ob Frauen hierzulande immer noch so systematisch unterdrückt werden, dass sie sich aufgrund struktureller Abhängigkeit nicht gegen sexuelle Belästigungen zur Wehr setzen können.

 

Geschlechtsspezifische Prägungen

Dass es noch Benachteiligungen von Frauen beim Gehalt und in Bezug auf Führungspositionen gibt, kann kaum bestritten werden. Dass immer noch viel zu oft Männer ihre körperliche Überlegenheit ausnutzen, um Frauen einzuschüchtern oder ihnen Gewalt anzutun, ziehe ich auch nicht in Zweifel.

Doch in den meisten Interaktionen zwischen Frauen und Männern sind nicht unmittelbare Machtverhältnisse, sondern geschlechtsspezifische Konditionierungen ausschlaggebend, also all das, was unser Bild von Männlichkeit bzw. Weiblichkeit von klein auf bis heute geprägt hat. Diese Prägungen sorgen dafür, dass Frauen gute Miene machen, obwohl sie sich unwohl fühlen, und Männer Stärke demonstrieren, um ihre Verletzlichkeit nicht zu spüren. Auf diesem Feld sind die Rollen von Opfer und Täter nicht leicht zuzuordnen. Wer ist Opfer, wer ist Täter, wenn

  • eine Frau sich sexy kleidet, um eine Gehaltserhöhung durchzusetzen?
  • ein Mann einer Frau Komplimente macht und sie dies als beschämende Reduktion auf ihren Körper schroff zurückweist?
  • ein Mann einer Frau offen sein sexuelles Interesse bekundet, nachdem diese ihn angelächelt hat?
  • eine Frau einem Mann ihr sexuelles Interesse offenbart, der sich vorher unnahbar gezeigt hat?
  • ein Mann eine Frau um ein Date fragt, das diese zuvor zweimal abgelehnt hat, diesmal aber akzeptiert.

Wer die Verantwortlichkeiten differenzieren möchte, setzt sich schnell des Vorwurfes aus, „victim blaming“ zu betreiben („das Opfer ist selbst schuld“) und bekommt es mit den Fürsprechern der „Opfer“ zu tun. Diese Fürsprache geschieht allerdings nicht selten gegen den erklärten Willen der Betroffenen, wie z.B. im Falle von Prostituierten mit dem PrSchG. Wir nähern uns hier dem Dreieck aus Opfer, Täter und Retter, bekannt auch als Dramadreieck. Dazu später mehr.

 

Willst du noch auf einen Drink …

Wer die Welt nicht nur in schwarz und weiß unterteilt, wird zugeben: Es kommt stets auf den Kontext an. Die Frage „Willst du später noch auf einen Drink zu mir kommen?“ bekommt bei einem Vorstellungsgespräch eine andere Bedeutung als in einer Disko. Flirtversuche am Arbeitsplatz sind generell heikel, weil selten integraler Bestandteil beruflicher Tätigkeit. Doch sind sie deswegen unwiderruflicher Beweis für Belästigung?

  • „Alle Worte und Handlungen, die Männer und Frauen in ihrer Sexualität spiegeln, haben am Arbeitsplatz nichts zu suchen“, behauptet Dr. Heike Schambortski.
  • „Wenn ein Kollege einer Kollegin „tief in die Augen“ blickt, dann ist er auf einen Flirt aus (…) Eine Forsa-Umfrage (…) zeigte, dass jeder fünfte Arbeitnehmer schon einmal in einen Kollegen verliebt war“, heißt es demgegenüber in einem Internetportal zum Thema Flirten am Arbeitsplatz.

11 Prozent aller Paare haben sich am Arbeitsplatz kennengelernt. Von eindeutiger Beweislage kann also auch am Arbeitsplatz keine Rede sein. Doch wie kommt es, dass immer wieder Eindeutigkeit reklamiert wird? Beweist nicht schon die Tatsache, dass ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung Flirtversuch und sexuelle Belästigung als nicht immer zuverlässig abgrenzbar ansieht, die Uneindeutigkeit dieser Frage?

Anstatt die Meinungsvielfalt zu respektieren, beharren manche auf der von ihnen postulierten Eindeutigkeit und beanspruchen vollständige Definitionsmacht. Wer anderer Meinung ist, gilt als „Vertreter des ancien regime“, als unverbesserlicher Sexist oder Patriarch, der um jeden Preis seine Privilegien verteidigen will.

Für Deneuve offenbaren sich in der #metoo Debatte totalitäre Tendenzen. Ich finde ihren Text ungeschickt und missverständlich formuliert und bin längst nicht in allen Punkten ihrer Meinung, aber muss man ihr gleich den Verlust ihres Verstandes attestieren? Der Furor, mit dem auf ihre provokativen Thesen reagiert wurde, lässt ahnen, dass wir es teilweise tatsächlich mit einer Form von Meinungsterror zu tun haben. Auch ich selbst habe diesen in sozialen Medien schon erlebt.

 

Ja, Nein, Mehr, Auf Wiedersehen

Szenenwechsel. Eine beliebte, gleichwohl sehr herausfordernde Übung in meinen Seminaren heißt „Ja, Nein, Mehr, Auf Wiedersehen!“. Der Name lässt ahnen, worauf es in der Übung ankommt, nämlich mithilfe dieses reduzierten Vokabulars in einer Situation möglicher sinnlicher Kontakte sicher und klar zu navigieren. Ich finde immer wieder beeindruckend, was bei der Nachbesprechung dieser Übung zum Vorschein kommt. Es ist es ganz und gar nicht leicht, auf jede Berührung eine wahrhaftige Antwort zu geben, obwohl die Regeln der Übung dies optimal unterstützen; und  dies gilt auch für die Frauen und Männer in meinem Seminaren, die vermutlich bewusster mit Kontakt und Berührung umgehen als der Durchschnitt der Bevölkerung.

Manche begegnen ihren tief verinnerlichten Verboten, Grenzen zu setzen (oft aus der Angst, dann gänzlich allein dazustehen).

Andere tun sich schwer damit, sich überhaupt bis zur Grenze des anderen vorzuwagen aus lauter Angst, dass ein Nein (anstatt wie im Regelwerk definiert, die Antwort auf eine spezifische Berührung zu sein) einer Vernichtung gleichkäme, ganz zu schweigen von einem „Auf Wiedersehen“ (was erklärtermaßen nicht „Auf Nimmerwiedersehen“ bedeutet).

Diese und viele andere Erfahrungen aus meinen Seminaren vor Augen erstaunt es mich, wie gut die meisten TeilnehmerInnen der Umfrage glauben, ihre eigenen und die Grenzen anderer wahrnehmen zu können. Frauen schreiben sich selbst hier interessanterweise noch mehr Kompetenz zu als Männer sich selbst (im arithmetischen Mittel zwischen 68 und 78 %) und die Grenzen anderer werden angeblich sogar geringfügig besser wahrgenommen als die eigenen (Abweichung 2,8 bis 5 %).

Würde die Debatte so hohe Wellen schlagen, wenn die meisten von uns ihre Grenzen so klar spüren könnten? Liegt das Problem allein daran, dass wir sie nicht gut genug kommunizieren oder aufgrund von Machtverhältnissen nicht zu kommunizieren wagen? Ich bin da skeptisch, zumal insbesondere nonverbale Kommunikation nicht immer mit der eigenen Wahrnehmung kongruent ist – auch wenn wir vielleicht gelernt haben, uns mehr oder weniger bewusst zu verstellen. Ilan Stephani beschreibt das für Frauen so: Frauen wurde beigebracht zu lächeln, auch wenn ihnen etwas oder jemand gar nicht gefällt. Ich würde ergänzen: Männern wurde beigebracht, Sex immer zu mögen, auch wenn sie dabei kaum etwas spüren.

 

Einvernehmlichkeit und Konsens – eine Falle?

Ein wesentlicher Aspekt des Flirtens ist das Spiel mit Wünschen und Grenzen. Der Reiz eines gelungenen Flirt liegt gerade in Andeutungen, kleinen Provokationen und im Austesten von Grenzen. In der Debatte ist immer wieder von Einvernehmlichkeit als einem entscheidenden Kriterium die Rede, mit dessen Hilfe sich Flirt und Belästigung unterscheiden ließe. So sehr ich die Absicht begrüße, im Kontakt immer wieder einen Konsens herzustellen und dessen Vorhandensein zu überprüfen, für so trügerisch halte ich die These und Forderung, man könne bzw. solle Einvernehmlichkeit stets durch klare vorherige Absprachen oder gar Verträge garantieren.

In diesem Bereich lässt sich viel von der „Conscious Kink“ bzw. der bewussten „BDSM“-Szene lernen. Hier gilt Konsens (neben gesundem Menschenverstand und Sicherheit, „safe, sane, consensual“) als oberstes Gebot. Da im BDSM keine Praktik als selbstverständlich gelten kann (anders als manche Sexpraktik im konventionellen heterosexuellen Kontakt), werden vorher klare Absprachen getroffen. Diese können allerdings nur den Rahmen abstecken. Mindestens ebenso wichtig sind beispielsweise Safewords (z.B. rot, gelb, grün analog zur Ampelschaltung), die in jedem Moment Klarheit schaffen können, ob Grenzen akut überschritten zu werden drohen.

In der BDSM-Szene sind Grenzen normaler Bestandteil erotischer Kommunikation, sie zu äußern ist in keiner Weise ehrenrührig. Das macht es vergleichsweise leichter, mit Grenzen zu spielen und sie zu respektieren. Demgegenüber sieht das romantische Sexskript weitgehend vor, dass die Partner sich ihre Wünsche von den Lippen ablesen und – wenn sie sich denn wirklich lieben –  sowieso das Gleiche wollen. Was für eine grandiose Beziehungsfalle! Nach David Schnarch ist die Übereinstimmung erotischer Wünsche seltener Spezialfall sexueller Intimität. Das macht es immens wichtig, mit deren Unterschiedlichkeit auf erotische und intime Weise umgehen zu lernen. Sehr viele Paare – wenn nicht die meisten – leiden oder scheitern an dieser Herausforderung.

Neben Einvernehmlichkeit wird manchmal gleiche Augenhöhe als Kriterium genannt, um Flirt von Belästigung zu unterscheiden. Doch auch dieses Kriterium hat seine Tücken. Nicht zuletzt seit dem Erfolg von Shades of Grey dürfte klar sein, dass manche Menschen ein Machtgefälle erotisch besetzen oder zumindest davon fantasieren. Dass Frauen oft Männer favorisieren, die nicht nur körperlich größer, sondern auch vom sozialen Status her mindestens gleichrangig sind, macht es nicht gerade leichter.

 

Immer vorher fragen?

Was ist zu halten von der Idee, man müsse sich lediglich vor einem sexuellen Kontakt auf das verständigen, wozu beide Ja sagen? Klingt plausibel, ist aber leider einer der Königswege zur Hölle. Denn wie immer steckt der Teufel im Detail:

  • Er sagt nach leidenschaftlichem Kuss: Ich will mit dir schlafen. Willst du auch?
  • Sie genießt den Kuss, kann sich in diesem Moment Sex durchaus vorstellen und will ihn auf keinen Fall abtörnen. Sie sagt Ja.
  • Aber weiß sie, wie sie sich fühlt, wenn er tatsächlich eindringen will? Braucht sie dann mehr Zeit, will vielleicht lieber Oralsex statt Penetration?
  • Was macht er, wenn seine Erektion instabil wird? Er hat es ihr doch versprochen …

Vielversprechender als die Illusion der Einvernehmlichkeit wäre eine Qualität von Kontakt und Dialog, die es beiden leicht macht, Wünsche und Grenzen immer wieder neu ins Spiel zu bringen, sich damit zu necken, sich immer wieder fragend (verbal oder nonverbal) aufeinander zu beziehen und offen zu bleiben für offensichtliche und subtile Signale.

Eine derartige Qualität von Kontakt würde auch die Debatte überflüssig machen, ob man vor einem Kuss um Genehmigung fragen muss. Der sinnliche Kontakt selbst wird zur steten, hoffentlich auch erotisch aufgeladenen Frage, mit der sich die Münder einander annähern, sich begegnen und auch zu jeder Zeit wieder abdrehen können, wenn es zu eng wird – um sich womöglich später wieder anzunähern, oder auch nicht.

Diese Art des Kontakts könnten wir Achtsamkeit nennen, auch wenn der Begriff etwas verbraucht ist. Sie gilt natürlich nicht nur bis zum Kuss, sondern für jede Art von Berührung und erotisch-sexueller Kommunikation.

Manche in der Metoo-Debatte propagieren niemals anfassen oder vor jeder Berührung um Genehmigung zu bitten. Für Analphabeten der nonverbalen Kommunikation ist das eine sinnvolle Forderung. Aber wollen wir die Hürden für körperlichen Kontakt in einem für seine Sinnenfreude nicht gerade bekannten Land wie Deutschland immer weiter hochschrauben? Berührung ist essentiell für das Leben. Wäre es da nicht sinnvoller, die Hürden herabzusetzen und unsere Sensibilität zu trainieren? Hier gibt es Lernbedarf auf beiden Seiten:

  • Für den aktiven Part, der berührt, gilt es zu lernen, darauf zu achten, ob Berührungen auf Gegenliebe stoßen oder nicht und sie entsprechend zu ändern oder zu unterlassen.
  • Für den empfangenden Part gilt es, die eigenen Empfindungen mit Mimik und Gestik klarer zu äußern und diese Signale ggfs. verbal zu unterstützen.

Mit Wünschen und Grenzen einfühlsam umgehen zu lernen, wäre ein wertvolles sozial- und sexualpädagogisches Ziel. Missbrauchsprävention in der Schule, wo Neinsagen gelernt wird, ist ein Schritt in diese Richtung, aber Wünsche zu äußern ist mindestens ebenso wichtig. Leider gibt es kaum Gelegenheiten, in denen wir beides auf respektvolle Weise und mit kompetenter Unterstützung üben können – mal abgesehen von Tantraseminaren, die aber gerade im Umgang mit Grenzen auch nicht immer zuverlässig sind. Differenziert über Möglichkeiten erotischer Annäherung zu kommunizieren, halte ich als Prävention gegenüber sexueller Belästigung für erfolgversprechender als eine polarisierende und rechthaberische Debatte, wie wir sie medial immer wieder erleben.

 

Mehrdeutigkeit

Ich begreife Flirt nicht nur als ein Spiel, in dem Wünsche und Grenzen ausgelotet werden, sondern auch als ein Spiel mit Mehrdeutigkeit. Wie bei einem Striptease – der umso erotischer wird, je weniger er einem festgelegten Skript folgt und je mehr er nur andeutet – wird auch eine Begegnung umso erotischer, je weniger wir uns – innerhalb gewisser Grenzen – sicher sein können, was als nächstes geschieht. Leider endet die Erotik der Unvorhersehbarkeit oft spätestens dann, wenn es zum Sexualakt kommt. Der muss funktionieren und beide müssen zum Höhepunkt kommen, nur dann ist alles in Ordnung.

Wie schade, denn nicht nur das „Vorspiel“, sondern die gesamte sexuelle Begegnung kann erotisch sein, kann eine ekstatische Präsenz hervorlocken, die von der Ungewissheit lebt, dass wir nie genau wissen, was der andere gerade fühlt und will. Je mehr wir das anerkennen, desto mehr sind wir geneigt, es in jedem Moment erforschen und einfühlen zu wollen, uns auf diese Weise ineinander hinein zu lieben, einander Einlass zu gewähren oder die eigene Grenze anzubieten, um dort lustvoll zu verweilen. Wenn wir an der Grenze keinen Kontakt bekommen oder diesen nicht mehr als angenehm oder lustvoll erleben, ist sie wahrscheinlich längst überschritten.

Kommunikation ist grundsätzlich fehleranfällig. Wir können nie sicher sein, dass unser Gegenüber versteht, was wir zum Ausdruck bringen wollen. Flirt als mehrdeutige Kommunikation ist besonders fehleranfällig. Wenn wir das Flirten nicht aus unserem Alltag in Reservate erlaubter Sinnlichkeit verbannen wollen (wobei dahingestellt sei, ob er dort besser gedeiht), dann sollten wir Fehler nicht tabuisieren oder gar kriminalisieren, sondern thematisieren, um aus ihnen lernen.

Wer den ersten Schritt macht oder im Miteinander die Führung übernimmt, riskiert Zurückweisung. Meiden beide das Risiko, kommt kein Kontakt zustande. Indem wir das Risiko verleugnen und behaupten, ein aufrichtiger Flirtversuch könne beim Gegenüber keine unangenehmen Gefühle auslösen und in diesem Sinne lästig werden, kippen wir das Kind mit dem Bade aus. Wenn Männer, die nach wie vor häufiger das Risiko des ersten Schrittes auf sich nehmen, unter Generalverdacht gestellt werden, werden die eher sensiblen Männer entmutigt. Übrig bleiben diejenigen mit dickerem Fell oder denen es tatsächlich nicht auf Gegenseitigkeit ankommt. Da wäre es doch sinnvoller, zunächst mal das Risiko der Verführung zu würdigen, um dann näher auf Details und Grenzen einzugehen und auch Fehltritte zu thematisieren. Um bewusster mit Fehlern umgehen zu lernen, hilft es nicht, sie um jeden Preis vermeiden zu wollen, wie eine Frau in unserer Umfrage vorschlägt: „Wenn ein Mann die Grenzen zwischen Flirt und Belästigung nicht erkennen kann, dann sollte er nicht versuchen zu flirten.“

Wie wäre es mit: „Deinen Versuch mich anzubaggern in Ehren, aber lass mal, ich habe kein Interesse. Klar?“ anstatt „Höre auf, mich blöd anzumachen, Alter!“

Grenzen klar zu kommunizieren bedeutet nicht unbedingt Unfreundlichkeit. Doch je länger wir unsere eigenen Grenzen missachten,  umso schwerer wird es. Erst nicht Nein sagen, um Jahre später #metoo zu twittern? Das mag ein Anfang sein, Bewusstsein in solche Situationen zu bringen, aber eine Lösung ist das nicht. Viel eher geht es darum zu verstehen, was es so schwer macht, zeitnah auf solche Situationen zu reagieren. Wie das Beispiel von Charlotte Roche zeigt, hat das nicht immer mit der jeweils aktuellen Machtkonstellation zu tun, sondern mit tief verinnerlichtem Rollenverhalten.

 

Muss nicht Gewalt das Thema sein?

Womöglich fühlen sich manche von diesem Text auf die Füße getreten, die erstmal keinen anderen Weg aus ihrem Schweigen herausfinden als den der Empörung und/oder Beschuldigung. Noch mehr fühlt sich vielleicht missverstanden, wer als Kind missbraucht wurde und es als Erwachsener verdammt nochmal immer noch nicht schafft, sich rechtzeitig zu wehren oder zeitnah zu beschweren und dafür nicht noch einmal traumatisiert werden will. Oder – noch viel schlimmer – wer direkte Gewalt erlebt hat und entweder keine Chance hatte sich zu wehren oder dafür unzumutbare Risiken hätten eingehen müssen. Ich hätte das vielleicht schon am Anfang meines Textes klarstellen sollen, aber um solche Geschehnisse, die weit jenseits des Grenzgebietes von Flirt und Belästigung liegen, geht es in diesem Text nur am Rande. Das ist keine Missachtung oder Geringschätzung des Themas sexueller Gewalt und sexuellen Missbrauchs, es ist nur an dieser Stelle nicht mein Hauptthema.

Die #metoo Debatte hat einiges zum Vorschein gebracht, was vorher im kollektiven Unbewussten vergraben war. Gut so. Einiges davon hat mich erschüttert, macht mich wütend oder fassungslos. Dabei handelt es sich oft um Formen sexueller oder sexualisierter Gewalt, die so weit jenseits meines persönlichen Erfahrungshorizontes liegen, dass ich mir kaum vorstellen kann, wie sich die Beteiligten dabei gefühlt haben.

Was bringt einen Mann dazu, vor einer Frau zu masturbieren, der das ganz offensichtlich nicht gefällt? Was bringt ihn dazu, eine Frau zum Sex zu nötigen oder gar zu zwingen? Hat dies tatsächlich, wie teilweise in der feministischen Theorie behauptet, überhaupt nichts mit Sexualität zu tun, sondern ist reine Machtdemonstration oder Verteidigung althergebrachter Privilegien?

 

Einfühlung in den Schatten

Ich muss zugeben, ich kann mich da schwer einfühlen. Dass Frauen wie Männer von sexueller Gewalt oder gar Vergewaltigung fantasieren und davon erregt werden, ohne das jemals real erleben zu wollen, kann ich schon eher einfühlen. Auch dass Dominanz und Unterwerfung erotische Spielarten sein können, die schlummernde Tiger (und Tigerinnen) der Leidenschaft wecken, kann ich mitfühlen. Aber mit all dem hat tatsächliche, unfreiwillige sexuelle Gewalt nichts zu tun.

Ich kann mich nicht einfühlen, aber wie kann ich dann darüber urteilen und wie kann ich Ideen entwickeln, was gegen solches Verhalten wirksam unternommen werden kann? Die öffentliche Debatte erweckt teilweise den Eindruck, dass die Ächtung bis hin zur Bestrafung dieses Verhaltens das Mittel der Wahl wäre. Sicher ist Bestrafung von Verbrechen gegen die sexuelle Selbstbestimmung ein notwendiger Teil unserer gesellschaftlichen Ordnung, aber sie ist kaum mehr als eine Notlösung. Für tiefgreifende Veränderung braucht es ein umfassendes Verständnis. Zu sagen „Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass jemand …“, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass dieses Verhalten unakzeptabel ist: Das bringt uns nicht weiter. Was wir nachhaltig verändern wollen, müssen wir in seinen Ursachen, Bedingungen und Motiven verstehen.

Verstehen können wir nur, was wir zumindest ansatzweise, in den dunklen Schattenbereichen unserer Seele, auch in uns selbst finden. Und da finden wir –  wenn wir denn das Licht einschalten und hinschauen – deutlich mehr, als uns lieb ist. Wenn ich mich also nochmal frage, was treibt einen Mann dazu, einer Frau sexuelle Handlungen aufzuzwingen, dann ahne ich dahinter Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Ich ahne, dass ich in diesem Fall keine Chance sähe, mich jemals als sexuelles Wesen willkommen zu fühlen oder mich mit meinem Begehren zeigen zu können, ohne verachtet zu werden. Oder dass ich mich selbst als sexuelles Wesen verachte und mich zugleich der vermeintlichen Macht dieses Triebes unterwerfe, um mein Verhalten vor mir selbst zu rechtfertigen: Ich könne nicht anders.

Dieses sexuelle Selbstbild stimmt ziemlich genau mit dem Bild überein, das medial häufig von Männern gezeichnet wird. Männer sind demnach einfach gestrickte Wesen, deren Sexualtrieb sie im wahrsten Sinne des Wortes übermannt. Sie müssen dressiert und domestiziert werden wie wilde Tiere, um keine Bedrohung für Frauen, Kinder und ihresgleichen darzustellen. Viele Männer, die „so etwas nie tun würden“, haben es demnach geschafft, sich die eigenen dunklen Triebe gefügig zu machen. Die anderen sollen es ihnen gefälligst gleichtun, Besserung geloben oder eine Therapie machen. Oder sie gehören eben bestraft und weggesperrt.

Ich kann dieses Horrogemälde männlicher Sexualität in mir finden, ich bin damit aufgewachsen, ohne dass man es mir direkt hätte erklären müssen. Ich habe alles getan, um niemals „so einer“ zu werden, und ich kann heute sagen, dass mir das sehr gut gelungen ist. Ich bin glücklich entdeckt zu haben, was Frauen gerne, leidenschaftlich und freiwillig mit mir zu tun bereit sind. Ich könnte also sagen, ich habe das negative Männerbild überwunden. Aber was wäre aus mir geworden, hätte ich die beglückende Erfahrung gegenseitiger sexueller Attraktion nicht machen dürfen?

Wahrscheinlich hätte ich resigniert, mich tief in mich selbst zurückgezogen und meine Depression mit Arbeit und Ablenkungen kompensiert. Vielleicht hätte ich mich auch dem Alkohol zugewandt oder man würde mich in der Fankurve von Fußballstadien finden. Vielleicht hätte ich dort, am Arbeitsplatz oder sonstwo meine tief verdrängte Wut gespiegelt gesehen, sexuell nicht zum Zuge zu kommen. Vielleicht wäre ich anfällig geworden für Ideologien, die mir suggerierten, eine Frau vögeln zu dürfen sei mein gutes – oder eben schlechtes –  Recht. Vielleicht hätten Puffbesuche meine latente, aber langsam aufbrechende Frustration und Aggression soweit in Schach halten können, dass ich alles in allem ein unauffälliger männlicher Zeitgenosse geblieben wäre. Vielleicht wäre die versteckte Wut aber doch hier und da hervorgebrochen, auf einer dieser ekligen Demonstrationen gegen Migranten, die „unsere Frauen vögeln“ oder in anderen Situationen, in denen mir keine Sanktionen drohten. Ich hätte meine (un)heimliche Freude daran gehabt, Frauen mit meiner sexuellen Potenz zu erschrecken, die ihr auf anderem Wege keinerlei Beachtung geschenkt hätten.

 

Im Kern lauert abgrundtiefer Schmerz

Nun bin ich fast da, wo ich dachte nie hinkommen zu können: Ich kann es nachfühlen. Ich kann ahnen, was mächtige Männer wie Weinstein oder Strauß-Kahn dazu bringt, vor einer eingeschüchterten Frau zu masturbieren oder sogar sie unfreiwillig zu nehmen. Fühlt sich das gut an? Nein, es fühlt sich schrecklich an, und im Kern all dessen finde ich abgrundtiefen Schmerz, als sexuelles Wesen nichts weiter als ein Schwein zu sein, nein noch viel schlimmer: ein wahrer Teufel. Um das nicht spüren zu müssen, bediene ich mich des Kicks, den mir meine Macht verleiht, ich rette mich in Größenwahn und finde sogar genügend Menschen, die ihn mir zugestehen, die mich sogar zum Präsidenten wählen, obwohl ich mich klar dazu bekannt habe, jeder Frau – ob sie nun will oder nicht – an ihre Pussy greifen zu können. Ich kann es tun, niemand kann es verhindern. Ich nutze dieses berauschende Gefühl, so muss ich mich dem tiefen Schmerz in mir niemals zuwenden. Nein, lieber würde ich sterben.

 

Manche Belästigung hat nichts mit Flirten zu tun

Von diesem Ausflug in die Hintergründe sexueller Gewalt kehre ich zum Thema zurück: Sind Flirt und Belästigung klar unterscheidbar? Der Ausflug hat mir gezeigt, dass es sexuelle Belästigung gibt, die überhaupt nichts mit Flirten zu tun und von Anfang an keine erotische oder intime Begegnung auf Gegenseitigkeit zum Ziel hat. Es gibt all diese Phänomene, die im Rahmen von #metoo zur Sprache kommen und die nicht nur die meisten Frauen, sondern auch die meisten Männer schockieren und anwidern. Dabei handelt es sich nicht nur um die groben Fälle von Missbrauch und Gewalt, auch ein kleiner mieser Spruch gegenüber der Kollegin kann aus demselben finsteren Ort kommen wie das Gebaren eines Medienzaren.

Doch warum tun Männer das? Schlicht und einfach, weil sie in den Chefetagen unter sich bleiben wollen, weil sie mehr verdienen wollen oder mehr Rechte für sich beanspruchen, als sie Frauen zuzugestehen bereit sind? Diese Erklärung ist bestenfalls oberflächlich, sie ist psychologisch gesehen blanker Unsinn. Viel mehr Sinn macht für mich, dass Männer – und Frauen – die andere sexuell belästigen, in ihrem Kern tief verletzt sind. Ihnen ist wahrscheinlich niemals glaubwürdig gespiegelt worden, dass sie liebenswert sind, schon gar nicht als sexuelles Wesen. Sie geben mit ihrem Verhalten das zurück, was ihnen suggeriert wurde: In dir schlummert eine Bestie! Was viele Jungen im Rahmen ihrer Sozialisation zum Mann erleben, kann so gesehen durchaus als Strukturelle Gewalt bezeichnet werden.

Um es klar zu sagen: All diese Überlegungen sind keine Entschuldigung für gar nichts. Ich stelle sie an, um das Bewusstsein für eine nachhaltigere Veränderung zu öffnen als es Ächtung, Verurteilung und Strafe jemals bewirken können. Verachtung männlicher Sexualität ist eine der gesellschaftlichen Wurzeln für sexuelle Übergriffe, sie kann daher kaum entscheidend zu deren Überwindung beitragen.

Auf die Frage „Welche Rolle sollte der Staat im Zusammenhang mit sexueller Belästigung spielen?“ tendierte in der Umfrage eine knappe Mehrheit der Frauen zu härteren Sanktionen, die Männer plädierten diesbezüglich eher für den Status quo. In den freien Antworten hieß es häufig, dass außer in schweren Fällen nicht am Strafrecht angesetzt werden, sondern ein Bewusstseinswandel unterstützt werden solle. Dazu möchte ich mit diesem Text beitragen.

Doch immer, wenn sich wie in der derzeitigen Debatte die Fronten verhärten, wird der Ruf nach staatlichen Interventionen lauter. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns, heißt in diesem Fall: Wer sexuelle Belästigung nicht ohne Wenn und Aber verurteilt und die Täter strenger sanktioniert sehen möchte, ist Antifeminist oder selbst ein Triebtäter. In dieser Polarisierung erscheint es als Provokation, sexuelle Belästigung als missglückten Flirtversuch in Betracht zu ziehen und so zu verharmlosen.

Doch macht es Sinn, alle erotisch gefärbten Interaktionen zwischen den Geschlechtern, von denen sich eine(r) der Beteiligten belästigt fühlt, als Ausdruck eines systematischen Sexismus zu betrachten? Wird das unserer Wirklichkeit gerecht? Ich glaube nicht.

Es gibt Sexismus (was übrigens entgegen dem häufigen Sprachgebrauch nichts mit Sex, sondern mit Diskriminierung aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit zu tun hat). Es gibt ihn allerdings nicht nur gegen Frauen. Thomas Gesterkamp, ein ausgewiesener Profeminist, weist darauf hin, dass offensichtliche Benachteiligungen von Männern auf Gebieten wie Lebenserwartung, Suchterkrankungen sowie Suizid- und Kriminalitätsrate zu verschweigen oder zu bagatellisieren letztlich auch den Frauen nichts nütze, weil es das Gleichberechtigungsanliegen des Feminismus unglaubwürdig mache und damit antiemanzipatorische Kräfte wie den Maskulismus fördere.

 

Kernkompetenz Perspektivenwechsel

Unsere Wirklichkeit ist facettenreich, unser Verhalten multifaktoriell geprägt, eindimensionale Erklärungsansätze taugen als Kampfparolen, dienen aber keiner echten und nachhaltigen Weiterentwicklung. Für diese brauchen wir die Bereitschaft, verschiedene Perspektiven einzunehmen – in dem Bewusstsein, dass wir niemals sicher wissen können, wie sich unser Gegenüber fühlt. Dennoch ist die Fähigkeit, uns zumindest annäherungsweise in andere einfühlen zu können, eine der Kernkompetenzen fürerfolgreiches Flirten und erst recht für befriedigenden Sex. Paradoxerweise lassen diejenigen, die behaupten, Flirt sei unter allen Umständen klar von Belästigung unterscheidbar, diese wesentliche Voraussetzung fürs Flirten vermissen: Sie scheinen nicht bereit oder in der Lage, sich in die Perspektive anderer hineinzuversetzen oder nur deren Recht auf eine andere Meinung anzuerkennen:

  • „Jeder, der wirklich will, kann sexuelle Belästigung von einem Flirt unterscheiden (…).“ (Zitat aus der Umfrage)

Die Bereitschaft zum Perspektivenwechsel ist essenziell für einen gelingenden Dialog. Auch „Opfer“ und „Täter“ sind keine Beschreibung von Fakten, sondern Ergebnis einer Interpretation. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass einer Opfer- und Täterzuschreibung jederzeit problemlos widersprochen werden kann wie z.B. mit dem Klassiker, die leicht bekleidete Frau sei selbst schuld an ihrer Belästigung („victim blaming“). Wir gewinnen nicht viel, wenn wir darauf beharren, dass es eine Tatsache sei, wer als Täter und wer als Opfer zu gelten habe. „Das Interessante ist doch, dass eines der Leitmotive der #MeeToo-Bewegung ist, den Frauen eine Stimme zu geben. Allerdings ist es eine seltsame Annahme, dass sich alle Frauen nur einstimmig äußern dürfen.“ (Catherine Millet)

Vielversprechender scheint mir, das gesamte Geschehen mit allen Motivationen umfassend zu verstehen und sich dann über die Einstellungen und Werte zu unterhalten, die der jeweiligen Interpretation zu Grunde liegen. So haben wir eine Chance, aus der Polarisierung herauszufinden und zu entdecken, dass von einer sexistischen oder belästigenden Interaktion am Ende kaum keiner – wenn überhaupt – wirklich profitiert. Dass Männer unter dem Strich (unter Berücksichtigung aller Faktoren und insbesondere der Lebensqualität) vom Sexismus gegen Frauen profitieren, glaubt nur, wer das Leben für ein Nullsummenspiel hält, bei dem der Gewinn des einen immer den Verlust des anderen beinhaltet. Dieser Glaubenssatz stammt aus der Anleitung zum Unglücklichsein und verstellt den Blick für Perspektiven, von denen am Ende alle oder zumindest fast alle profitieren.

 

Das Dramadreieck Opfer – Täter – Retter

Sich als „Opfer“ zu definieren kann helfen, sich erlebten Schmerz überhaupt einzugestehen und den „Täter“ damit zu konfrontieren. Doch der Opferstatus kann auch machtpolitisch missbraucht werden, individuell wie gesellschaftlich, wofür es unzählige unrühmliche Beispiele gibt. Die „Unterdrückung Deutschlands durch das internationale Judentum“ war eines der schlimmsten und umso erschütternder, weil unglaublich viele Menschen dieser abstrusen Interpretation zustimmten. Im Zusammenhang mit Migration erleben wir heute ähnliche Phänomene. Das perfide ist: Je mehr wir an dem Glauben festhalten, Opfer und Täter seien Fakten, desto mehr bereiten wir dem Missbrauch dieser Begriffe den Weg. Kein Täter fühlt sich zu 100% als Täter, auch er war Umständen ausgesetzt, die er sich nicht ausgesucht hat.

Opfer und Täter sind Rollen, die wir mehr oder weniger bewusst einnehmen und die eine bestimmte Perspektive auf unsere Erfahrung nahelegen. Jede Perspektive bietet Vor- und Nachteile. Die Opferperspektive hilft uns, unsere Ohnmacht und Verletzlichkeit anzuerkennen, aber sie verstellt uns den Weg, unsere Verantwortung wahrzunehmen und dadurch im Rahmen unserer Möglichkeiten zu handeln. Wir verharren in Hilflosigkeit.

Frauen wie Männern, die in diesem Sinne die #metoo Debatte kritisieren, wird vorgeworfen, sie betrieben victim blaming oder blendeten strukturelle Zusammenhänge aus. Doch das muss nicht zutreffen. Verantwortung bedeutet nicht Schuld, Verantwortung zu übernehmen ist eine der Voraussetzungen für echte Befreiung und für die Entdeckung der eigenen Potenz.

Wenn wir im Opferstatus verharren, bleibt für die Befreiung nur der Ruf nach einem Retter. Wer sich ein wenig mit Transaktionsanalyse auskennt, hat schon mal vom Dramadreieck Opfer-Täter-Retter gehört. Es handelt sich „um ein unreifes, oft dysfunktionales Beziehungsmuster mit weitreichenden Folgen“. In der aktuellen Debatte treten zahlreiche „Retter“ auf den Plan, die ihrem Bewusstsein zufolge für die Emanzipation und gegen Gewalt Position beziehen. Sie merken oft nicht, wie auch ihr Verhalten zur Aufrechterhaltung des Musters beitragen kann, indem sie z.B. dem „Opfer“ jede Verantwortung absprechen und es damit wohl ungewollt, aber sehr wirksam, entmündigen.

Ich kenne diese Rolle sehr gut, ich habe meine Mutter und wahrscheinlich alle Frauen, mit denen ich in Liebe verbunden war, „retten“ wollen. Ich bin davon nicht vollständig geheilt, aber zumindest nicht mehr chronisch auf diese Rolle abonniert. Dabei haben mir Frauen geholfen, indem sie signalisierten, dass meine „Hilfe“ nicht hilfreich sei. Für einen Retter ist das die schmerzhafteste Erfahrung, ist doch das Retten seine einzige Möglichkeit, Zuwendung zu bekommen. Vermeintlich.

 

Flirten als Volkssport

Vermeintlich, denn es bleibt uns die Chance flirten zu lernen. Dazu gehört, flexibel mit Rollen umgehen zu lernen, nicht zuletzt auch mit den Geschlechterrollen. Dazu gehört, das Risiko von Grenzverletzungen anzuerkennen, was untrennbar mit erotischer Annäherung verbunden ist.
Wenn und soweit wir uns dessen bewusst sind, werden wir aufmerksamer auf unsere eignen Gefühle und auf die Signale unseres Gegenübers achten. Wir werden unser Verhalten ändern, wenn uns selbst nicht wohl ist oder unser Verhalten beim Gegenüber nicht willkommen geheißen wird. Die Gefahr der Belästigung wird auf diese Weise überschaubar. Sexuelle Belästigung, die von Anfang an kein anderes Ziel hat als das Gegenüber einzuschüchtern oder zu erniedrigen, würde durch gewürdigte, praktizierte und reflektierte Flirtkunst mehr und mehr der Boden entzogen.

Flirten könnte sich zu einem angesehenen Volkssport ausweiten und (nicht nur) Deutschland sich auf höchst sinnliche Weise neu erfinden. Würdest du dir das wünschen

Ich freue mich über deinen Kommentar mit deinen Gedanken zu diesem heiklen und komplexen Thema.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über Saleem Matthias Riek

Saleem Matthias Riek ist Heilpraktiker mit dem Schwerpunkt Paar- und Sexualtherapie, Tantralehrer, Diplom-Sozialpädagoge und lebt bei Freiburg im Breisgau. Saleem ist Autor mehrerer Bücher rund um Lust und Liebe, Tantra und Spiritualität. Bisher erschienen sind "Herzenslust" (auch als Hörbuch), "Leben, Lieben und Nicht Wissen", "Herzensfeuer", "Lustvoll Mann sein" und "Mysterien des Lebens". Weitere Bücher sind in Vorbereitung, u.a. eine Romantrilogie.
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16 Antworten zu Flirten als Volkssport

  1. Lieber Saleem, liebe Diskutanten,
    ich bin es auch müde, mit den heiligen Kriegerinnen und Kriegern eine Diskussion führen zu wollen, wo diese sich für die Schlacht der Geschlechter entschieden haben. Gegen Dschihadisten jeglicher Coleur hilft weder das Wort noch der kluge Gedanke, sondern nur der gewaltfreie Widerstand. Irgendwie fassungslos aber auch erleichtert bin ich zu diesem Punkt gelangt.

    Meine Antwort auf Frau Deneuves Dämlichkeit habe ich in meinem Blog veröffentlicht:

    https://andreas-huckele.de/catherine-deneuve-metoo-und-das-pech-beim-denken/

    Viele Grüße
    Andreas

  2. seinswandel sagt:

    Lieber Saleem,
    vielen Dank, dass du deine sorgfältig abgewogenen Überlegungen mit uns teilst! Ich musste auch erst als erwachsener Mann lernen, meine eigenen Grenzen zu spüren und mich zu trauen, diese auch deutlich zu kommunizieren und ich bin mir oft unsicher, wo die Grenzen meiner Mitmenschen liegen.
    Die tiefe Verletzung von Männern und Frauen und die Frage, ob man als sexuelles Wesen willkommen ist, treffen m.E. einen ganz wesentlichen Aspekt der Geschlechterverhältnisse. Natürlich ist es wichtig und notwendig, verletztendes und übergriffiges Verhalten als solches zu benennen und abzuwehren, ggf. zu skandalisieren und den rechtlichen Rahmen anzupassen usw. Wenn nun Männer recht pauschal verdächtigt und beschuldigt werden (Stichwort rape culture) ist der tragische Effekt, dass sich der Eindruck als sexuelles Wesen nicht willkommen zu sein, noch verstärkt. Das könnte wiederum den Effekt haben, dass sich das Problem, was man zu bekämpfen vorgibt, an der Wurzel verschlimmert.
    Herzliche Grüße,
    Steven

  3. Deva Bhusha sagt:

    Oh Jaaa, flirten als Volkssport könnte mir echt gefallen…. 🤣

    Danke für die fein ausbalancierten und differenzierten Gedanken zur Debatte und Onlineumfrage…

    Von Herzen Danke für eure Arbeit und euern Einsatz und all das beste für Euro Projekte

    Herzlichst Deva

  4. Stefan sagt:

    Lieber Saleem,
    Danke für deine Ausführungen, so vielschichtig, nuanciert und differenziert. Glaube, manchmal Fragmente früherer Artikel von Dir wieder zu entdecken. Verwirrt bin ich, weil sich beim Lesen dieser Vielschichtigkeit wieder einstellt „was ist denn nun richtig, was ist falsch“. Gut, dies mitzukriegen.
    Ach ja: wie ist es denn mit dem flirten als Gruppenleiter? Bei meinen Lehrern kenne ich alles: von voller Zurückhaltung bis eindeutig Zweideutig. Du darfst schmunzeln… Auch Lehrer sind doch Vorbilder? Wie orientiere ich mich im flirten? Mit „richtig oder falsch“ Gedanken wird im Vorauss jeder Flirt getötet. Dabei ist soviel Spaß im lebendigen Spiel. Oft mehr als im ausgeführten Akt mit oder ohne Höhepunkt.
    Eros lebt vom Risiko, GRÜN ist mir eher selbstverständlich, auf gelb wird genauso selbstverständlich geachtet und rot ebenso respektiert. Wenn ich daneben liege, dann meist, weil mich meine Trips reiten statt wirklich eingetunt zu sein mit Frau und dem Moment. Mut, Vertrauen, Emphatie, Hingabe: wenn die so miteinander tanzen, dann gelingt es (meist). Keine Garantie, keine Sicherheit! Risiko hat seine eigene Erotik. Mit manchen Menschen wird es mir dennoch nie gelingen zu flirten. Was ist schon dabei, zu scheitern? Absichtslos? Absichten dürfen sein, besonders wenn sie klar rüberkommen.
    So sind auch diese Zeilen ein kleiner Flirt mit dir. Dir alles Liebe wünscht
    Stefan

  5. Prashanti sagt:

    Hallo Saleem,
    Ich bewundere deinen Mut und deine Beharrlichkeit in diesem Minenfeld von Emotionen Klarheit und neue Perspektiven zu erschaffen.
    Und dann freut mich die Aussicht, dass man wieder flirten darf und Spaß daran habe kann, ohne damit ein Ziel verfolgen zu müssen.
    Danke für deinen konstruktiven Beitrag und der Perspektive dass wir Frauen und Männer vielleicht doch nicht ganz hoffnungslos verloren sind.

    • Danke, liebe Prashanti,
      und ja, es brauchte wirklich etwas Mut, mich da nochmal dran zu wagen.
      Und das Minenfeld besteht m.E. primär aus den um sich greifenden Absolutheitsansprüchen für die eigene Perspektive (die mit der Wahrheit verwechselt wird) und erst sekundär aus den Emotionen, die es auslöst, wenn andere die eigene, für absolut richtig gehaltene Perspektive nicht teilen.
      Lg Saleem

  6. Dirk sagt:

    Hallo lieber Saleem,

    Danke für die ausbalancierten und differenzierten Gedanken zur Debatte. Du sprichst mir so oft aus der Seele, berührst meine verletzliche Seite und gibst mir Hoffnung, dass es einen Raum zur Begegnung auf Augenhöhe gibt.

    In deinen Seminaren durfte ich die ersten Gehversuche machen, die Rolle aus Opfer und Täter, erkennen, dass es oft gar nicht so klar ist…, Grenzen rechtzeitig zu setzen und differenziert nachzuspüren… mit deinem Text rufst du viele Erinnerungen wieder in mein Bewusstsein. Danke, du machst Mut diesen Weg weiter zu gehen.

    Ein grosses „Ja“ zu, Flirten als Volkssport könnte mir echt gefallen!

    Liebe Grüsse Dirk

  7. Stephan sagt:

    Das ist ein langer Text. Ich hab ihn erst halb gelesen. Darf ich trotzdem schon mit Flirten beginnen??
    😉

  8. Pingback: „Der emotionale Rucksack“ – Würdigung und Rezension | Saleem's Blog

  9. Ulf sagt:

    Lieber Saleem,
    schreibfaul schließe ich mich dem Lob meiner Vorschreiber an.
    Ich schreibe, weil ich einen Satz nicht verstehe:
    „Ich hätte meine (un)heimliche Freude daran gehabt, Frauen mit meiner sexuellen Potenz zu erschrecken, die ihr auf anderem Wege keinerlei Beachtung geschenkt hätten.“
    Könnte es sein, dass er so gemeint war:
    „Ich hätte meine (un)heimliche Freude daran gehabt, Frauen mit meiner sexuellen Potenz zu erschrecken, die MIR auf anderem Wege keinerlei Beachtung geschenkt hätten.“
    An anderer Stelle fehlt hinter „für“ das Leerzeichen … einfach suchen mit Str+F.

    Mach‘ so mutig weiter,
    Ulf

  10. Stephan sagt:

    Ganz toller Text, habs anderthalbmal gelesen. Werde mir den Link aufheben. Danke, Saleem.

  11. Pingback: Wege aus der Männlichkeitsfalle | Saleems Blog

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